6.7.2023
Lesezeit:
7 Minuten

Alterssichtigkeit

Kleingedrucktes wird immer schwieriger zu lesen. Die eigenen Arme „werden zu kurz“. Die Lesebrille wird ein unverzichtbares und störendes Accessoire.

Dr. Valéry Vinzent Wittwer

In der Regel macht sich die Alterssichtigkeit zwischen 45 und 55 Jahren bemerkbar. Das Lesen von kleinen Texten wird gerade in der Dämmerung oder bei schlechten Lichtverhältnissen immer schwieriger.

Das bedeutet, dass die Augen nicht mehr von der Ferne auf die Nähe fokussieren, also scharfstellen, könnnen. Man spricht von der Presbyopie

Wie entsteht Alterssichtigkeit?

Die sogenannte Akkommodationsfähigkeit der natürlichen Linse, also die Fähigkeit der Linse Gegenstände in verschiedene Distanzen scharf zu stellen, nimmt mit zunehmendem Alter ab. Dieser Zustand wird Alterssichtigkeit genannt. Die genaue Ursache der Entstehung von Alterssichtigkeit ist noch immer nicht eindeutig geklärt, die gängigste Theorie macht die Abnahme der Elastizität des Linsenmaterials dafür Verantwortlich.

1. Flexible linse eines jungen Menschens
2. Akkommodatiosbereich von nah bis fern
3. Fokus bleibt immer auf der Netzhaut

Bei den meisten Menschen treten die ersten Zeichen der Alterssichtigkeit  zwischen  45 und 55 Jahren auf und z.B. kleine Schriften können nicht mehr scharf gesehen werden. Eine schwache Lesebrille mit einer Addition von +1 Dioptrien schafft Abhilfe für eine entspannte Lektüre. Da die Alterssichtigkeit bis 60 Jahre langsam voranschreitet muss diese Addition zunehmend verstärkt werden.

1. Die Akkommodation der Linse ist abhängig vom Alter des Patienten
2. Der Akkommodationsbereich ist abhängig vom Alter des Patienten
3. Eine verminderte Akkommodation der Linse führt zu einem Fokus hinter der Netzhaut und somit zu einer verschwommenen Wahrnehmung in der Nähe

Wie funktioniert eine Lesebrille?

Das Brillenglas bündelt die Lichtstrahlen so, dass auch nähere Gegenstände wieder scharf auf der Netzhaut abgebildet werden. Da die natürliche Linse zu Beginn der Alterssichtigkeit noch teilweise akkommodieren kann genügt anfangs eine Lesebrille mit +1.0 bis +1.5 Dioptrien. Später werden stärkere Gläser mit bis zu +3 Dioptrien nötig, um auch kleinere Texte in der Nähe lesen zu können.  

Wie äussert sich die Alterssichtigkeit bei Kurzsichtigen?

Kurzsichtige mit einem Sehfehler von -1 bis -2.5 Dioptrien bemerken die Alterssichtigkeit nur in abgeschwächter Form. Oftmals kann der Kurzsichtige auch noch im Alter ohne Brille in der Nähe gut sehen. Er benötigt jedoch eine Sehhilfe für die Ferne und den Zwischenbereich. Menschen mit grösserer Kurzsichtigkeit von über 3 Dioptrien können ohne Brille nur ganz nah sehen und profitieren deshalb nur bedingt von ihrer natürlichen Kurzsichtigkeit.

Wie äussert sich die Alterssichtigkeit bei Weitsichtigen?

Menschen, die eine leichte Weitsichtigkeit haben bemerken die verringerte Akkommodationsfähigkeit früher als Normalsichtige. Sie benötigen also schon früher eine Lesebrille. Je nach Ausmass der Weitsichtigkeit wird auch eine Brille für die Ferne benötigt z.B. um entspannt Fernsehen oder Autofahren zu können.

Kann ich durch Training die Alterssichtigkeit bekämpfen?

Nein, dennoch ist es sinnvoll bei Beginn der Alterssichtigkeit nur eine schwache Lesebrille zu benützen um die Restakkommodation möglichst lange zu erhalten und das Auge nicht zu sehr zu verwöhnen.

Wie kann Alterssichtigkeit behandelt werden?

Alterssichtigkeit lässt sich weder durch Augentraining noch durch Medikamente aufhalten. Es gibt Augentropfen, welche die Pupillen verengen und so eine bessere Tiefenschärfe ermöglichen, was das Sehen in die Nähe verbessern kann. Aufgrund der Nebenwirkungen, wie unter Anderem ungenügendes Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen und Augenreizung, finden diese Tropfen nur in Einzelfällen Anwendung.

Wann ist eine Lesebrille nötig?

Normalsichtige, die alterssichtig werden benötigen anfangs lediglich eine Lesebrille, die sie zum lesen oder arbeiten auf- und z.B. beim Fernsehen oder Sport absetzten können.
Zu Beginn können Alterssichtige die gleichzeitig leicht kurzsichtig sind ihre Fernbrille zum lesen jeweils absetzen um scharf zu sehen.

Wann sind Gleitsichtgläser sinnvoll?

Gegen das ständige Auf- und Absetzten der Brille können sogenannte Gleitsichtgläser angepasst werden. Der obere Teil dieser Gläser enthält, falls nötig, eine Korrektur für die Ferne. Im unteren Teil der Gläser wird eine sogenannte Nahaddition eingeschliffen, diese hilft die fehlende Akkommodation der Alterssichtigen auszugleichen.

Welche Probleme können bei Gleitsichtbrillen auftreten?

Anfangs sind verschwommenes Sehen, Schwindelgefühl, Schulter- und Nackenschmerzen sowie mangelhafte Tiefenwahrnehmung normal. Diese Symptome können auch bei perfekt angepassten Gleitsichtbrillen auftreten. Um gefährliche Situationen zu vermeiden, sollten Gleitsichtbrillen währen der Eingewöhnungsphase keinesfalls im Verkehr, beim Treppensteigen oder beim Sport getragen werden.
Das Risiko für Unfälle wird durch das Tragen von Gleitsichtbrillen erwiesenermassen deutlich erhöht. Manche Patienten können sich zeitlebens nicht an die progressive Optik gewöhnen und sind gezwungen eine andere Lösung für Ihre Alterssichtigkeit zu suchen.
Es gibt unterschiedliche chirurgische Verfahren um das Sehen in die Ferne und in die Nähe zu ermöglichen.

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